63 darzustellen (oder gar auszuüben), das ist nicht erlaubt, aber mit kleinen Hin- dernissen zu spielen, sollte kein Pro- blem darstellen. Kink Pride! Bei alldem ist letztlich eines von ab- soluter Bedeutung für uns als Szene: Geht offen auf die Menschen zu, die nicht wissen, was sie da sehen. So libe- ral unsere Gesellschaft auch sein mag, Vorurteile herrschen nach wie vor, ins- besondere, wenn es um Sex geht. Trotz aller Entwicklungen der letzten Jahr- zehnte können viele Menschen nach wie vor sexuell-konnotierte Situationen nicht differenziert betrachten oder in ihrer Graduierung einschätzen. Für sie ist alles, was in der Öffentlichkeit vom tradierten Geschlechterverhalten ab- weicht, zunächst mal als „unzüchtig“ einzustufen. Diesem Unwissen solltet ihr im Zweifelsfall nie negativ begeg- nen, auch, wenn das manchmal schwie- rig ist. Selbst, wenn ihr als „pervers“ beschimpft werdet - sie wissen es ein- fach nicht besser. Freilich könnt ihr niemanden belehren, die/der nicht be- lehrt werden will. Aber der Ablehnung des Ungewohnten kann man begegnen, in dem man offen und freundlich er- klärt, was hier gerade passiert. Das Gespräch anzubieten (jedoch nicht auf- zudrängen) ist meist der richtige Weg. Natürlich kann es euch auch passie- ren, dass jemand euer Spiel auch etwas zu toll findet und euch begafft - das kennt ihr vielleicht auch schon von Par- tys. Auch hier gilt: Freundlich bleiben und darum bitten, das Gaffen einzu- stellen. Mit Aggression erreicht man - wie so oft im Leben - nichts. Mit bunter, stolzer Offenheit hingegen geht schon deutlich mehr. Autor: Mr. Ithaqua Menschen sind, denen Fetisch fremd ist. Zwar sind die meisten unserer Mitbürger*innen mittlerweile deutlich toleranter als früher, doch kann es im- mer wieder passieren, dass jemand die „sexuelle Entwicklung des Kindes be- einträchtigt“ sieht, was ein Fall für den Jugendschutz ist. Diesem Ärger sollte man von vornherein aus dem Weg ge- hen, selbst wenn man sich im Recht fühlt, kann man diesen Kampf auch verlieren. Kink Shaming? Alles nicht so einfach, wie deutlich zu sehen ist. Im Unterschied zur sexu- ellen Identität, die offen gelebt werden darf und soll, wird die sexuelle Persön- lichkeit nach wie vor im öffentlichen Raum misstrauisch beäugt. Wir berich- teten bereits darüber, dass der CSD Bremen + Bremerhaven e.V. dieses Jahr Fetisch und BDSM mit sexuellen Akten gleichsetzte. Hier würde die öffentliche Zurschaustellung einer sexuellen Hand- lung stattfinden, was, wie wir oben gelernt haben, einer Straftat gleichkä- me. Shame on you! Wer sich inniger mit der Materie be- fasst, weiß, dass das so einfach nicht richtig ist. Fetische an sich betreffen oft das Material an sich, Latex-, Leder-, Daunen- oder Lycra-Fetisch sind in er- ster Linie auf das geliebte Gefühl, es zu tragen, bezogen. Ein sexueller Akt liegt da nicht vor. Bei BDSM muss man etwas differenzierter denken - kann das aber. Freilich ließe ein Sybian in der Öffentlichkeit wenig Raum für Deu- tung offen. Auch öffentliche Demüti- gung durch Auspeitschen kann schief gehen. D/s- oder Restriktionsspiele hingegen sind da schon salonfähiger. Erstere merken die unbeteiligten Betrachter*innen meist sowieso nicht so wirklich, Letztere mögen verwirren, selten aber verstören. Es muss zwar darauf geachtet werden, keine Gewalt