44 S e x u a l i t ä t Robotersex. Naja, wem´s gefällt. Der Weg, den ich als Sexolo- ge vorschlage, ist der, genau hinzuspüren. Und durch diffe- renziertes Spüren mehr wahrzu- nehmen vom eigenen Körper. Der Orgasmus ist eine Reaktion des Körpers auf äußere Stimuli. Je besser ich verstehe, welche Stimuli mein Körper dafür nutzt, desto besser kann ich den Vor- gang steuern. In einer Sexualtherapie lernen Män- ner bei mir, auf Ihren Körper acht zu geben. Ein Gefühl dafür zu bekommen, an welcher Stelle auf dem Weg zum Orgasmus sie gerade stehen und wie dieser Weg modelliert werden kann. Ganz nebenbei führt das auch dazu, dass der Sex sehr viel lustvoller erlebt werden kann - da Mann nun in der Lage ist, das volle Potenzial des Körpers zu nutzen, anstatt das körperliche Erleben möglichst zu reduzieren. Zum Schluss möchte ich noch auf das andere eingangs erwähnte Phäno- men eingehen: Es kommt zu einer Erektion, Eindrin- gen ist auch kein Problem - nur kommt es nicht (oder nur unter großen Mühen oder nach langer Zeit) zum Orgasmus. Was sich zunächst nach einer Männer- fantasie anhört „So lange zu können, wie man will“ ist am Ende eher ein Alp- traum - für den Mann, den es betrifft, möglicherweise ebenso wie für die Partnerin oder den Partner. Auch bei diesem Problem berichten mir Männer immer wieder, dass es in der Selbstbefriedigung klappt, zu einem Höhepunkt zu kommen - in der Partnersexualität jedoch nicht. Oft kommt Klarheit in die Situation, wenn ich mir erklären lasse, wie genau der Penis stimuliert wird in der Selbst- befriedigung. Wird etwa der ganze Pe- nis mit viel Druck und schneller Rubbe- GERRIT MEIER berät in seiner Praxis in Hamburg, Schwerin oder online. Er erforscht das System seiner Patient*innen und schaut, wo man ansetzen kann, um wieder Möglichkeiten zu haben, die Erektionsfähigkeit zu beeinflussen und um wieder Freude am Sex zu haben. web www.createur-de-passion.de lei zum Orgasmus getrieben, so ist das in der Masturbation möglicherweise ein effektiver Weg. Beim Sex mit einer Part- nerin wird die Art von Stimulation, die der Penis in der Vagina bekommt, eine ganz anderer sein. Die gute Nachricht: Wir können un- seren Penis umprogrammieren. In klei- nen Schritten ist es möglich, auch an- dere Berührungen und somit eine andere Stimulation als erregungsstei- gernd wahrzunehmen. Ein anderer Grund, warum es nicht zu einer Entladung kommt, kann darin liegen, daß wir unserem Körper nicht die „Erlaubnis“ geben, loszulassen. Ein Orgasmus hat immer auch den Beigeschmack von Kontrollverlust. Was für den einen eine sehr erotische Vor- stellung ist, ist für den anderen ein Horrorszenario. Eine Möglichkeit zu finden, loszulassen, ohne das Gefühl zu haben, keine Kontrolle mehr über die Situation zu haben, vermittle ich in meinen Sitzungen meist über die At- mung. Mit gezielten Atemübungen ist es möglich, Schritt für Schritt mehr loslassen zu können. Wenn diese Fähig- keit geübt wird, ist sie auch wie von selbst in der Sexualität abrufbar und es wird gelingen, den Orgasmus zuzu- lassen und zu genießen. In jedem Fall ist eine Sexualtherapie ein Weg, seinen Penis besser zu verste- hen und zu steuern, und besser geeig- net als gut gemeinte Patentrezepte. Autor: Gerrit Meier Foto: Victoria M